11.07.2024

Chronik

Gemeindewappen Sölden

Wappen haben ihren Ursprung auf Grund kriegerischer Auseinandersetzungen im Mittelalter. Die Zugehörigkeit der Soldaten der Kavallerie – ob Freund oder Feind – war nicht zu erkennen und so entstanden im 12. Jahrhundert diese Kennzeichen auf den Schilden der Ritter. Mit dem Ende der Ritterzeit verloren die Wappen an Bedeutung und dienen seitdem der Repräsentation. Die Form des Schildes ist jedoch geblieben.

Sie sind in unserer heutigen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ordnung nicht mehr wegzudenken und für die Menschen wichtige Symbole der Identität. Ursprünglich hatten einfache Gemeinden kein Recht auf ein eigenes Wappen, diese waren Ländern, Städten, Adels- und privilegierten Bauernfamilien und den Zünften vorbehalten. Mit dem Wappen einher ging das Siegel, um Urkunden zu beglaubigen. Die Republik Österreich zeigte anfänglich wenig Verständnis für das Wappenwesen, es wurde als Relikt einer feudalen Welt empfunden. Ab 1925 waren die Bundesländer für die Verleihung der Wappen zuständig, was zu einer vermehrten Verleihung führte. Die Nationalsozialisten hatten keine große Freude mit den Wappen, entweder waren sie zu österreichisch oder zu religiös.

Nach dem 2. WK wurden deren Wappenänderungen von den Landesbehörden widerrufen. In den folgenden Jahrzenten strebten die Kommunen nach Identität und dem bildhaften Symbol eines eigenen Gemeindewappens. Letztendlich suchte jede Tiroler Gemeinde um die Verleihung eines Wappens an, in den 1970er Jahren erlebte die Gemeindeheraldik einen wahren Boom.

Für die Tiroler Wappen sind lediglich sechs Farben in Verwendung: die Metalle Gold und Silber (diese können in der Darstellung durch Gelb bzw. Weiß ersetzt werden), und die eigentlichen Farben Rot, Blau, Grün und Schwarz. Heraldische Grundregeln: Metall darf nie auf Metall und Farbe darf nie auf Farbe treffen. Die neutrale Farbe Schwarz darf auf Metall und Farbe treffen.Gemeindewappen sind heute wichtige und daher geschützte Hoheitszeichen. Ausnahmslos führen alle 277 Tiroler Gemeinden ein eigenes Wappen. Einige wenige sind historisch gewachsen, der überwiegende Teil ist erst relativ spät nach dem II. Weltkrieg, vor allem ab den 1960er Jahren, verliehen worden. Der Entwurf des Wappens der Gemeinde Sölden fand in enger Abstimmung der Gemeinde mit dem Landesarchiv statt. Dabei waren einfache Symbole, welche für den Ort Alleinstellungsmerkmale und einen hohen Wiedererkennungswert darstellen, zu verwenden.

Für Sölden sind dies zwei Fakten: Das Besondere an Sölden sind zum einen die drei Pfarren auf dem Gemeindegebiet, eine Eigenheit, welche in keiner anderen Landgemeinde Tirols vorhanden ist. Zum anderen verdeutlichen die Passübergänge nach Süden die starke kulturelle – und früher auch wirtschaftliche und politische – Verbundenheit mit dem Vinschgau. Verantwortlich für die künstlerische Gestaltung des Wappens war der bekannte akad. Maler Max Spielmann. Die Farben Weiß-Rot sind die Tiroler Landesfarben und weisen darauf hin, dass die Hochsiedlungen, aus denen die Gemeinde hervorgegangen ist, größtenteils landesfürstliche Schwaighöfe waren.

Die Verleihung des Wappens an die Gemeinde Sölden fand am 7. April 1960 statt. Die Gemeindefahne ist zweistreifig, farblich angelehnt an das Wappen Weiß-Rot. Die erstgenannte Farbe muss dabei an der Fahnenspitze sein, bzw. bei Anbringung an einer Wand vom Publikum aus linker Hand zu sehen sein. Ebenso ist die Tiroler Landesfahne anzubringen. Die Streuung der damaligen Gedanken soll hier eine Auswahl der Entwürfe zeigen.

Die Tiroler Landesregierung hat in ihrer Sitzung v. 7. April 1960 der Gemeinde Sölden gemäß der Tiroler Gemeindeordnung vom 31. März 1949 folgendes in der Urkunde dargestellte Wappen verliehen. In einem von Silber und Rot gespaltenen Schild eine gotische Kirche auf der Spaltlinien verwechselten Farben mit dem Turm im silbernen Feld. Vom oberen Rande zwei gestürzte rote und silberne halbe Spitzen mit je einer Kirche in verwechselten Farben. Das Wappenbild deutet darauf hin, daß das ausgedehnteste Gemeindegebiet Tirols mehrere Ortschaften darunter die höchstgelegenen bäuerlichen Dauersiedlungen des Landes und – ein in Nordtirol unter Landgemeinden einzigartiger Fall – drei Pfarreien: Sölden, Gurgl und Vent umschließt. Schwaighöfe zu „Seldon“ werden um 1150 bezeugt, Güter und Leute zu „Gurgele“ um 1250, in Zwieselstein 1269. Vent, 1241 erstmals als „Fende“ urkundlich genannt und 1434 als eigene Gemeinde bezeugt, gehörte bis 1826 zum Vinschgauer Gericht Kastelbell, kirchlich einst zur Altpfarre Tschars des Bistums Chur und wurde mit den durch Jahrhunderte mit besonderen Freiheiten ausgestatteten Rofenhöfen 1852 der Gemeinde Sölden eingegliedert. Es wahrte am längsten die Verbindung mit Südtirol, aus welchem wohl die ersten Siedler ins Talinnere gekommen waren und mit dem über die im Wappen durch die gestürzten Spitzen symbolisierten – Jöcher einst regerer, nun durch den Straßenbau in anderer Art wiederbelebter Verkehr bestand. Die Urkunde wird durch unsere Unterschriften und das Landessiegel beglaubigt.

Innsbruck, am 7. April 1960

Der Landeshauptmann: Die Mitglieder der Landesregierung: Der Landesamtsdirektor

Text: Wolfang Santer, Chronist